Heimatverein Haselünne e. V.
Freilicht- und Heimatmuseum-Haselünne e. V.

Alte Haselünner Klosterkirche


Geschichte der Kirche

Chronik der Alten Klosterkirche

1652 kamen die ersten Klarissen von Oldenzaal nach Haselünne. Die Bauzeit der Kirche war von 1675 bis 1685. Die Kirche wurde so gebaut, wie sie heute noch zu sehen ist, ein schlichter Saalbau mit einem Tonnengewölbe, im Osten mit einem 3/8-Chorabschluss. Auf dem Dach war ein kleiner Dachreiter mit einem goldenen Hahn. Die Clarissen brachten von Oldenzaal eine Glocke mit, die bis heute im Turm dieser Kirche hängt. Sie wurde von dem berühmten Glockengießer Gerd von Wou im Jahr 1486 gegossen.

1730 wurde die Kirche konsekriert (geweiht).

1803 nahm die Herzog-Arenbergische Regierung das gesamte Kloster in Besitz.

1809 stellte der Herzog von Arenberg die Schule und die Kirche unter die Aufsicht des Haselünner Pfarrers Johannes Theodoris Wilmes.

1812 wurden das Kloster und auch die Schule aufgehoben. Das Emsland war 1811 unter Napoleon französisch geworden.

1814 gehörte das Emsland zum Königreich Hannover. Die Schwestern durften zurückkommen.

1833 war der Konvent der Klarissen verwaist. Die Gebäude verfielen. Der Gottesdienst wurde jedoch regelmäßig in der Kirche gefeiert.

1837 kaufte die Armenversorgungskommission für 700 Taler das gesamte Kloster der Königlichen Klosterkammer Hannover. Es wurden 17 Armenwohnungen eingerichtet.

1849 nach dem großen Brand in Haselünne beherbergte das Kloster die herzogliche Kanzlei, die Gerichts- und die Amtsverwaltung von Haselünne.

1851 nahm der Haselünner Architekt Josef Niehaus Stellung zu nötigen Reparaturen am Turm und an der Gartenmauer des Klosters.

1854 verkaufte die Armenversorgungskommission das Kloster an die Stadt Haselünne für 2.500 Taler. Die Stadt stellte das Koster den Ursulinen zur Verfügung. 140 Jahre wirkten die Klarissen in Haselünne. Nun kam die Zeit der Ursulinen in Haselünne. Die Schwestern vom 1699 gegründeten Kloster Dorsten kamen nach Haselünne.

1875 wurde das Kloster auf Grund des Kulturkampfes aufgehoben. Die Schwestern gingen nach Nijmwegen ins Exil.

1888 konnten sechs Ursulinenschwestern nach Haselünne zurückkommen. Das Klostergebäude und auch die Kirche wurden gründlich renoviert. Dazu gab es großzügige finanzielle Unterstützung durch den Petroleum-Kaufmann Wilhelm Riedemann aus Meppen, dessen Frau eine geborene Bödiker aus Haselünne war.

1893 musste der barocke Altar, von dem das Altargemälde stammt, abgebrochen werden, weil er vom Holzwurm befallen war.

1900 wurde der Kommunionchor angebaut.

1904 50-jähriges Jubiläum der Ursulinen in Haselünne. Die Kirche wurde ausgemalt und erhielt neue, teils figürliche Fenster.

1906 wurde aufgrund des vergrößerten Konvents der Ursulinen die Schwesternempore nach Westen erweitert. Es entstand eine 2-Turm-Anlage, von der nur ein Turm ausgeführt wurde. Oben im Glockenturm hängt bis heute die alte Glocke der Klarissen aus dem Jahr 1486.

1939 erhielt die Kirche einen schlicht weißen Anstrich. Die figürlichen Darstellungen wurden übermalt.

1941 am 11. Juli wurden die Schwestern von den Nationalsozialisten aus dem Kloster vertrieben und mussten innerhalb von 24 Stunden das Kloster verlassen.

1945 am 28. Mai kehrten die Schwestern zurück. Der damalige Pastor Schepers hatte um Rückkehr aus dem Exil gebeten.

1947 am 15. August erfolgte erneut die Weihe der Kirche durch den Osnabrücker Bischof Wilhelm Berning.

1959 folgte eine weitere Renovierung durch den Architekten Max von Hausen aus Münster.

1960 wurde ein neuer Altar durch Bischof Dr. Wittler konkretisiert. Die Kirche erhielt neue Fenster, die wir bis heute sehen.

1960 1960 bis 1966 Neuverglasung der Fensteröffnungen nach Entwürfen von Professor Vinzenz Pieper aus Angelmodde b. Münster i.W. nach Zerstörung der Fenster im zweiten Weltkrieg und Notverglasung aus getöntem Gussglas. Die Fenster wurden aus echtem Antikglas hergestellt mit Seidenglanz mattiert und bleiverglast. Gefertigt wurden die Fenster in den Werkstätten von Otto Peters, Paderborn.

1972 am 1. August übernahm der Landkreis Meppen die Schule und auch die Kirche. Die Ursulinen errichteten ein neues Kloster in Haselünne am Paulusweg 43.

1976 begannen unter Leitung des Landkreises umfangreiche Planungen und Bauarbeiten im Umfeld der Klosterkirche.

1980 am 24. November wurde der Verein der Freunde und Förderer der Alten Haselünner Klosterkirche e. V. gegründet. Diesem Verein ist es zu verdanken, dass die Kirche erhalten blieb. Durch eingeworbene Spenden und Beiträge konnte die Kirche von innen und außen vollständig renoviert werden. Von Malermeister Aloys Tüns wurde die Decke nach alten Vorlagen neu ausgemalt. Eine historisch wertvolle englische Orgel wurde in Holland gekauft und in die Kirche gebracht.

1987 entstand im hinteren Bereich ein neuer Eingangsbereich mit Garderoben, Toiletten und einem neuen Aufgang zur Empore bzw. zum Orgelboden. Jetzt konnten in der Kirche sowohl Gottesdienste wie bisher, als auch Konzerte, Ausstellungen und Foren stattfinden. Die Kirche ist bis auf den heutigen Tag geweiht. Darüber freuen wir uns. Wir danken den Klarissen und den Ursulinen für ihre segensreiche Tätigkeit in Haselünne und weit über das Emsland hinaus. Möge der Segen Gottes auch weiterhin von dieser Kirche ausgehen.

2014 Einhausung des Nonnenfreisitzes.

2018 Renovierung der Glocke unter Mitwirkung des Vereins der Freunde und Förderer der Alten Haselünner Klosterkirche e. V.

Zeichnung von R.Többen


Nach Westen ausgebaute Empore mit Turm und Freisitz um 1905


Klosterkirche heute

 

Entwicklung des Altars

 

Die Erlösung
Erstes Fenster auf der linken Seite - Beschreibung und Interpretation Sr. Mechtild OSU, geb. Hildegard Predeck

Das Fenster enthält eine breitgezogene, blaue Grundfläche mit sternähnlichen und blumigen Formen. Sie lassen das Paradies erahnen.
Im Vordergrund erhebt sich eine menschliche Gestalt, mit der rechten Hand über ein Auge streichend. Sie scheint wie geblendet zu sein. Rechts von ihr, kontrastreich, in leuchtendem Rot, die Hand Gottes. Das Rot steht in allen Fenstern für das Göttliche. Diesem kostbaren roten Glas ist etwas pulverisiertes Gold beigegeben, um die Wirkkraft zu erhöhen.
Der bedeutsame Zeigefinger der Hand Gottes ist nach dem Menschen ausgestreckt, der als Adam erkennbar und durch die Schöpferkraft Gottes zum Leben erweckt worden ist.
Die erschaffende Hand Gottvaters berührt nicht ganz die linke Hand Adams. Es ist der Augenblick, in dem der Lebensfunke in ihn überspringt. Der Nimbus, Sinnbild göttlichen Lebens, ist farbig zu deuten als die Lebenskraft Adams, die er empfangen hat. Im mittleren Teil des Fensters spannt sich wie durch alle Fenster friesartig, ein breites, farbiges Feld. Es bindet die gesamte Fensterreihe untereinander und ist in diesem Fenster von grüner Farbe.
Grün als Zeichen allen Lebens – hier wieder in vegetativen Formen – weckt auch Vorstellungen vom Paradies, in dem sich der Sündenfall ereignete:



Die Schlange in einem falschen Gelbgrün, der Farbe des Neides, göttliches Leben versprechend, bietet in ihrem Maul Eva den Apfel dar. Evas Hand, farblich gehalten wie die Schlange, greift nach der verbotenen Frucht, und Eva verfällt der Strafe Gottes.
In der oberen Bildzone des Fensters erscheint, auf der Mondsichel stehend, Maria als die von Gott verheißene Frau "ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupte" (Offb. 12,1).
"Wer ist sie, die erscheint wie das Morgenrot, wie der Mond so schön, strahlend rein wie die Sonne, prächtig wie Himmelsbilder?" (H.L. 6,10). Sie trägt ein blau-violettes Untergewand, darüber ein weißes Gewand, über diesem ein Obergewand in blauer Farbe und als oberer Abschluss, schalartig, ein weißes gefaltetes Tuch. Durch und in Maria verheißt Gott dem ersten Elternpaar die Erlösung. Maria, ganz von Gott begnadet, ist gänzlich – vor allem sind es ihre Hände – in eine rote Gloriole gehüllt, die aus einem dunklen Grund abhebt, wie aus weiter Ferne kommend. Maria, die Miterlöserin, wendet die Innenseiten ihrer leicht gewölbten Hände der Menschheit zu. Ihre Hände drücken zugleich das Empfangen und das Weitergeben aus. Sie erscheint hier als Zeichen für den Weltadvent.


Artikel der Meppener Tagespost


Weitere Informationen finden Sie hier:

Das Buch von Bernhard Vehring zum Ursulinenkloster ist noch in der Fertigstellung und erscheint wahrscheinlich 2024